Mittwoch, 9. Mai 2012

Einleitung / Vorwort # Teil 1





 
"Die Unfähigkeit, sich eine Zukunft vorstellen zu können."


ADD (ADS) und seine weitreichenden Folgen

Willkommen - Sie haben die Welt von ADS betreten. Obwohl Unkonzentriertheit und die damit direkt oder indirekt verbundene Vergesslichkeit im ersten Moment wie eine Lappalie aussieht, hat sie weitreichende Folgen für betroffene Menschen, die in Industrienationen leben und deren Wissens-Leistungsgesellschaft nicht folgen können. Die wegen der Krankheit logischerweise hervorgerufenen Folgestörungen sind fatal für den Betroffenen und sein Umfeld.

Um diesen Blog zu erstellen, benötigte es, für die Krankheit ADD typisch, eine grosse Kraftanstrengung.

Warum The ADDvengers? Ableitung vom Film Avengers (Rächer) und ADD
[engl. Attention Deficit Disorder = AD(H)S = Aufmerksamkeitsdefizit-(Hyperaktivitäts)störung].

Eigentlich müsste es heissen: KFDS = Konzentrationsfokusdefizitstörung, weil man zuviel Aufmerksamkeit für alles (Unwichtige) aufwendet.


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E + U: Wir schreiben diesen Blog aus der Sicht eines Paares, dessen eine Hälfte (in unserem Fall und in den meisten Fällen ER) direkt von der Diagnose betroffen ist. Zu den verschiedenen Themen äussert er sich jeweils aus seiner Sicht und die Partnerin sich aus ihrer.

Wichtig ist uns, dass dieser Blog viele echte Situationen aus dem täglichen Leben betrachtet und weniger mit akademischen Beiträgen gespickt ist.

Dieser Blog ist v.a. für uns ein gutes Instrument, um das eigene Leiden besser analysieren und verarbeiten zu können.


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Ich weise auf den Schutz des geistigen Eigentums hin. Einige Bilder sind teilweise aus dem WWW entnommen.



Was aber heisst nun „Aufmerksamkeit“ genau? Dazu zuerst ein kurzer Ausflug in die Theorie:
  • Aufmerksamkeit ist eine der elementaren Voraussetzungen für menschliches Handeln schlechthin.
  • Wir Menschen reagieren nur auf einige von vielen Signalen, welche uns erreichen. Reize, welche uns als wichtig erscheinen, besonders stark sind oder mit unseren aktuellen Interessen verbunden sind, haben normalerweise Vorrang. Von der unendlich grossen Anzahl äusserer und innerer Reize, wählen Menschen normalerweise nur die wenigen aus, welche der aktuellen Herausforderungen entsprechen und geeignet sind, das geplante Handeln geordnet umzusetzen.
  • Bewusste Aufmerksamkeit meint also die Fähigkeit, trotz Reizflut nicht zu übermüden und aus einer unendlichen Vielzahl von inneren und äusseren Reizen, denen wir Menschen ständig ausgesetzt sind, diejenigen auszuwählen, welche eine geplante Handlung organisieren, vollziehen und kontrollieren können.
  • Um sich in einer komplexen Umwelt orientieren zu können und um einen bestimmten und aktuell relevanten Reiz selektiv wahrnehmen zu können, muss das menschliche Gehirn in der Lage sein, Reaktionen auf irrelevante und somit überflüssige Reize zu hemmen. Dieser Hemm- oder Filter-Vorgang wird Inhibition genannt.
  • Diese aktive Leistung des Gehirns zur Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit, Orientierung und planmässigem Handeln wird an der Schaltstelle des sogenannten Nucleus caudatus sowie in der Stirnhirnregion geleistet. Die Hemmvorgänge bewirken, dass nicht jeder frisch eintreffende Reiz als neu und interessant eingestuft wird.
  • Die Inhibition (Filterung, Hemmung) ermöglicht in diesem Zusammenhang also auch, dass sich das Gehirn an diese (unwichtigen) Reize gewöhnen kann und nicht jedes Mal gezwungen wird, die Aufmerksamkeit auf ein Neues und immer und immer wieder den gleichen und unwichtigen Reizen zuzuwenden.
  • Die Selektion von wichtigen und unwichtigen Reizen kann also nur dann erfolgen, wenn das Gehirn durch die Inhibition in die Lage versetzt wird, zu „lernen“.
  • Ohne ausreichendes Funktionieren dieser Filter- und Hemmvorgänge im Gehirn wären wir Menschen völlig orientierungs- und handlungsunfähig. Unwichtige Reize würden sofort in den Gedankenfluss aufgenommen, zielgerichtetes Handeln würde enorm erschwert, die Ablenkbarkeit wäre massiv erhöht und das ganze Denken wäre chaotisch und wirr ob der vielen gleichzeitig eintreffenden Sinneseindrücke.
Die Beschreibung der Folgen der mangelhaften Inhibition entsprechen in weiten Teilen den Problemen von aufmerksamkeitsgestörten Kindern.
Kinder (aber auch Erwachsene) mit einer ADHS werden oft überflutet von Reizen, wenden sich sofort allem Neuen und Seltsamen zu (während „Normales“ übersehen wird), „sehen“ und „hören“ zu viel, sind in der Folge durch jedes Geräusch, jeden (interessanten) Gedanken und jedes Gefühl ablenkbar und oft nicht recht bei der Sache.
Viele der sekundär auftretenden emotionalen Probleme - inklusive einer Disposition zu einer depressiven, hypochondrischen und ängstlichen Grundhaltung - basieren auf dieser elementaren Reizoffenheit bzw. auf der biologisch determinierten Unfähigkeit, Reize in ausreichender Stärke selektiv verarbeiten zu können. In der Tat ist es so, dass man in der Wissenschaft heute davon ausgeht, dass eine gestörte Inhibition die wesentliche neurobiologische Ursache der ADHS darstellt. Wie oben dargelegt, handelt es sich bei der Hemmung oder Filterung der auf das Gehirn eintreffenden vielfältigen Reize und Signale um einen aktiven Vorgang des menschlichen Gehirns.
Allan J. Zametkin fand bereits 1990 heraus, dass bei Erwachsenen mit einer ADHS im linksseitigen Frontallappen eine auffällige Reduktion des Zuckerumsatzes vorliegt, was bedeutet, dass die Gehirnregion, welche für die Inhibition zuständig ist, hinsichtlich ihrer Energieversorgung unterversorgt ist. Glukose bzw. Zucker ist für das Funktionieren des Gehirns ebenso wichtig, wie der Wind für ein Segelschiff. Man geht heute davon aus, dass der ADHS eine komplexe Dysregulation von Neurotransmittern (Botenstoffe im Nervensystem) im limbischen System und im Frontallappen zu Grunde liegt und dass in der Folge auch die Reizverarbeitung gestört ist.