Mittwoch, 26. Dezember 2012

Angst / Ablenkung / Vergesslichkeit / Chaos / Beispiele # Teil 9


"Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben!"

Ich denke, dass Angst vorm Vergessen und Verdrehen von Wichtigem resp. Unwichtigem, ein zentraler Punkt ist, der mein Handeln steuert. Diese Angst hat sich in meinem Fall in der Schulzeit bis heute entwickelt und verständlicherweise gefestigt und zeigt sich im Verweigerungs- und Fluchtverhalten.

Mein Denken findet so statt: Wenn ich etwas ausm Hirn abrufen will, setzt sich etwas wie ein imaginäres Sushi-Band in Gang. Direkter Zugriff auf die gewünschten Daten ist meistens nicht möglich, man muss warten bis die Info-Reis-Schale an einem vorbeifährt und man es greifen kann. Falls man Pech hat, hat schon jemand den Topf Wissen ähm Sushi vom Band genommen................




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Ein einfaches Beispiel: Beim Zähne putzen kommt mir in den Sinn, dass ich mein Bett frisch beziehen sollte. Also lauf ich mit der Bürste im Mund zum Bett und fange damit an. Dann läuft mir Paste ausm Mund, also Bettbeziehen unterbrechen und zurück ins Bad. Dabei gehen mir x Dingen und Ideen durch den Kopf, die ich sofort aufschreiben sollte. Bloss wo hat es einen Stift und Papier? Verlegt, schon wieder! Och, jetzt hab ich den Faden verloren und gleichzeitig vergessen, was ich notieren wollte. Aerger, Frustation sind das Resultat und fördern die Unsicherheit und Selbstzweifel, und die Zähne sind noch immer nicht fertiggeputzt und das Bett auch halbfertig und die tausend "genialen" Ideen-Flashes ebenfalls für immer weg.

Ein komplexeres Beispiel: Ich gehe durch eine Einkaufsstrasse. Ich sehe einen Menschen, ich sehe einen Gegenstand am Boden liegen, ich sehe den Himmel, ich sehe die Strasse und mein Denken potenziert sich unweigerlich wie folgt:

"Für was ist diese Strasse gut? Irgendwann sind wir eh alle tot. Hinter jeder Mauer, hinter jedem Fenster wird gestritten und penetriert. Stein auf Stein. Und warum hat dieser mir entgegenkommende menschliche Organismus nicht 3 Ohren? Was will der hier, wofür ist der gut? Warum geht der so gestresst von A nach B? Eine Affaire? Bald Infarkt? Hat der die Allgemeinheit mehr gekostet als er ihr eingebracht hat? Penner. Scheiss Mann. Warum ist diese Tüte hier? Fingerabdrücke drauf? Giftmord dahinter? Eh alles sinnlos. Sinnloses Wissen. Will nichts sehen und hören und denken. Und der blöde Himmel schaut zu. Bald fällt eh ein Meteorit vom Himmel und putzt allen Schaum und Abschaum weg. Bald liegen wir unter dem Boden. 20 cm unter dem Teer ist nur Tod, kaltes Gestein, Schmutz. Oder ist es doch warm? Die Menscheit lebt eh nur auf 20 cm Zivilisation. Geliehener Zivilisation. Selbst-Klonen muss eingestellt werden. Wegen Alkohol gibt es eh nur noch Fortpflanzung. Einkaufen ist pervers, how is it going to end? Warum, warum, warum. Es gibt keine Gerechtigkeit, keine Wahrheit, Lesen und Leserbriefe schreiben sind Zeitverschwendung, nein, sind sie nicht, doch, sind sie.................................................!"




Ein neues Beispiel: Das nackte Bein der Sozia will nur Gebären, langweilig, keine eigenen Ideen??? Das Leben ist wie eine Tapete, immer das selbe Muster. Keiner hinterfragt, machen alle mit. Lärm für nichts, A - B sinnlos, Brecht hatte recht, reimt sich oder it never ends! Warum kann ich nicht geniessen, dieses Gedankenbombardement macht mich hin. Ahedonistisch! Alle gehen ihres Weges, nicht links, nicht rechts schauend, Tod, das war's. Langweilig! Escape from hell to hell! Weltraum-Forschung stoppen. Es wird nie Antworten geben. Böse Menschen, ich kauf mir einen Hund, nein, zuviel Verantwortung, zu viel Liebe, immer endend! Live to die! Müde, kraftlos, ruhelos. Och, diese Gedankenspiralen, 24 hours a day, help, no help!


Und so geht das schon seit Jahrzehnten. Ein noch komplexeres Gedanken-Chaos gefällig? Das nächste Mal, vielleicht, vielleicht auch nicht, vielleicht.


Und hier möchte ich weiter selbstanalytisch meine Gefühle, Alltagserlebnisse und Denkstrukturen beschreiben.........................................
wird bei Gelegenheit fortgesetzt (08.2015)...................................................................................








Montag, 17. Dezember 2012

Diagnose # Teil 3


" Krankheit (Synonym zu Schwäche, Leiden, Not) ist die Störung der Funktion eines 
   Organs, der Psyche oder des gesamten Organismus."

Seit anfangs Dreissig besuchte ich regelmässig Aerzte wegen Depressionen, Angst-,
Verhaltens-Störungen sowie Psychosomatik. Auch wurden mir über die Jahre
hinweg die verschiedensten Medikamente verabreicht und an mir ausprobiert
(s. Rubrik "Medikamente").

Nach Jobverlust, Scheidung, Umzug und massiver Verschlechterung des Einkommens und der Wohnsituation, fand auch eine zusätzliche Stimmungsveränderung statt.

Dann kam der entscheidende Wechsel zu einer neuen Therapeutin, die nach rund einem Jahr intensiver Psychotherapie (Hilfe bei Störungen des Denkens, Fühlens, Erlebens und Handelns). Dazu zählen psychische Störungen wie Ängste, Depressionen, Essstörungen, Verhaltensstörungen, Süchte und Zwänge den Verdacht äusserte, dass ich ADHS oder ADS haben könnte. Zur Abklärung wurde ich dann ans Unispital geschickt.

Nach umfangreichen Tests wurde bei mir ADS im Erwachsenenalter im kritischen Level festgestellt.

Nach der Diagnose hatte ich 12 Std. lang Erleichterung, da das Kind endlich einen Namen hatte. Danach fiel ich rund 72 Std. in eine tiefe Depression, weil ich realisierte, dass ich in gewissen Dingen eingeschränkt bin resp. diese Dinge umzusetzen, gar nie möglich sein werden.

Auch war ich erzürnt, da die Diagnose bei mir erst mit rund 40 Jahren gestellt wurde, sich also nie jemand vorher in diese Richtung geäussert hat.

Meine Therapeutin war zu diesem wichtigen Zeitpunkt der Diagnose nicht greifbar. Doch konnte ich mich zum Glück aufraffen, mich an helping hand zu wenden, was mir sehr half, über die Runden zu kommen.

Man muss sich vorstellen, da gibt es eine Krankheit resp. Fachliteratur darüber, wie ich beinahe 1:1 bin und war, als wäre jemand all die Jahre in meinem Kopf gesessen und hätte mitgeschrieben, erschütternd.

" Gesundheit ist die Fähigkeit und die Motivation, ein wirtschaftlich und sozial 
   aktives Leben zu führen" (WHO).



12 Symptome für ADS und ADHS bei Erwachsenen

Fehlender Blickkontakt, gestörter Sex, Quasselstrippe mit Logorrhoe und
miserables Zeitmanagement


Die Störung wächst sich nicht aus. Lediglich die Hyperaktivität kann im Laufe der Jahre abnehmen. Folgende Anzeichen oder Symptome weisen darauf hin, dass Sie als Erwachsener von ADS betroffen sein können:
  1. Sie sind ständig in Aktion. Sie halten es einfach nicht aus, auch nur fünf Minuten einmal nichts zu tun, es sei denn, sie träumen sich gerade wieder einmal weg. - Achten Sie auf Erzählungen Ihrer Eltern und anderer Verwandter oder Bekannter. Konnten Sie schon als Kind nicht stillsitzen? Haben Sie den Unterricht gestört, waren Sie ein Klassenclown? Oder ein Hans-guck-in-die-Luft?
  2. Können Sie schlecht zuhören?
  3. Fällt es Ihnen schwer, Blickkontakt zu halten?
  4. Schweifen Ihre Gedanken häufig ab, obwohl sie wirklich versuchen, sich auf Ihre Arbeit oder auf ein Gespräch zu konzentrieren?
  5. Komm es vor, dass Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin schlafen wollen, doch es klappt nicht, weil Sie beim Vorspiel plötzlich abschweifen? Statt an genussvollen Sex müssen Sie an Erlebnisse oder Probleme denken und sofort darüber reden.
  6. Lesen Sie ständig 15 Bücher „gleichzeitig“ und haben so viele Ideen, dass Sie gar nicht wissen, wo Sie anfangen sollen? Lesen Sie kaum ein Buch zu Ende oder haben kurz nach dem Lesen bereits wieder vergessen, was Sie gelesen haben.
  7. Neigen Sie dazu, anderen Menschen ins Wort zu fallen und sie dadurch zu verärgern? Reden Sie „ohne Punkt und Komma“? Sind Sie als Quasselstrippe verschrien? Zeigen Sie also Anzeichen von Logorrhoe?
  8. Wird Ihnen schnell langweilig, können Sie nicht oder nur mit allergrößter Mühe abwarten?
  9. Ein massiver Bewegungsdrang lässt oft mit den Jahren nach. Aber vielleicht müssen Sie ständig mit dem Knie oder dem großen Zeh wackeln oder einen Kugelschreiber in der Hand hin und her drehen. Oder Sie hauen auf der Computer-Tastatur herum.
  10. Neigen Sie zu Spontankäufen? Sammeln sie gern? Dinge, wie Bücher, Fotos, Zeitungen, ungenutzte Kaffeekannen, defekte Geräte, alte Kabel, Tapetenreste. Sie können sich von nichts trennen, weil man ja alles "noch einmal gebrauchen kann", so dass Schränke und Regale zu klein werden und Ihr Zuhause allmählich immer unübersichtlicher wird? Zeigen Sie also Messie-Verhalten?
  11. Wirft man Ihnen vor, „nichts richtig mitzubekommen“? Haben Sie immer häufiger Angst vor Gedächtnisverlust, Demenz und Alzheimer?
  12. Vor allem aber: Nehmen Sie sich ständig viel mehr vor, als Sie schaffen können? Leiden Sie unter vermeintlich gemeinen Zeitfressern? Erweist Ihre Zeitplanung sich immer wieder als unrealistisch, ohne dass Sie aus diesen Erfahrungen etwas lernen?


Was aber heisst nun „Aufmerksamkeit“ genau? Dazu zuerst ein kurzer Ausflug in die Theorie:
  • Aufmerksamkeit ist eine der elementaren Voraussetzungen für menschliches Handeln schlechthin.
  • Wir Menschen reagieren nur auf einige von vielen Signalen, welche uns erreichen. Reize, welche uns als wichtig erscheinen, besonders stark sind oder mit unseren aktuellen Interessen verbunden sind, haben normalerweise Vorrang. Von der unendlich grossen Anzahl äusserer und innerer Reize, wählen Menschen normalerweise nur die wenigen aus, welche der aktuellen Herausforderungen entsprechen und geeignet sind, das geplante Handeln geordnet umzusetzen.
  • Bewusste Aufmerksamkeit meint also die Fähigkeit, trotz Reizflut nicht zu übermüden und aus einer unendlichen Vielzahl von inneren und äusseren Reizen, denen wir Menschen ständig ausgesetzt sind, diejenigen auszuwählen, welche eine geplante Handlung organisieren, vollziehen und kontrollieren können.
  • Um sich in einer komplexen Umwelt orientieren zu können und um einen bestimmten und aktuell relevanten Reiz selektiv wahrnehmen zu können, muss das menschliche Gehirn in der Lage sein, Reaktionen auf irrelevante und somit überflüssige Reize zu hemmen. Dieser Hemm- oder Filter-Vorgang wird Inhibition genannt.
  • Diese aktive Leistung des Gehirns zur Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit, Orientierung und planmässigem Handeln wird an der Schaltstelle des sogenannten Nucleus caudatus sowie in der Stirnhirnregion geleistet. Die Hemmvorgänge bewirken, dass nicht jeder frisch eintreffende Reiz als neu und interessant eingestuft wird.
  • Die Inhibition (Filterung, Hemmung) ermöglicht in diesem Zusammenhang also auch, dass sich das Gehirn an diese (unwichtigen) Reize gewöhnen kann und nicht jedes Mal gezwungen wird, die Aufmerksamkeit auf ein Neues und immer und immer wieder den gleichen und unwichtigen Reizen zuzuwenden.
  • Die Selektion von wichtigen und unwichtigen Reizen kann also nur dann erfolgen, wenn das Gehirn durch die Inhibition in die Lage versetzt wird, zu „lernen“.
  • Ohne ausreichendes Funktionieren dieser Filter- und Hemmvorgänge im Gehirn wären wir Menschen völlig orientierungs- und handlungsunfähig. Unwichtige Reize würden sofort in den Gedankenfluss aufgenommen, zielgerichtetes Handeln würde enorm erschwert, die Ablenkbarkeit wäre massiv erhöht und das ganze Denken wäre chaotisch und wirr ob der vielen gleichzeitig eintreffenden Sinneseindrücke.
Die Beschreibung der Folgen der mangelhaften Inhibition entsprechen in weiten Teilen den Problemen von aufmerksamkeitsgestörten Kindern.
Kinder (aber auch Erwachsene) mit einer ADHS werden oft überflutet von Reizen, wenden sich sofort allem Neuen und Seltsamen zu (während „Normales“ übersehen wird), „sehen“ und „hören“ zu viel, sind in der Folge durch jedes Geräusch, jeden (interessanten) Gedanken und jedes Gefühl ablenkbar und oft nicht recht bei der Sache.
Viele der sekundär auftretenden emotionalen Probleme - inklusive einer Disposition zu einer depressiven, hypochondrischen und ängstlichen Grundhaltung - basieren auf dieser elementaren Reizoffenheit bzw. auf der biologisch determinierten Unfähigkeit, Reize in ausreichender Stärke selektiv verarbeiten zu können. In der Tat ist es so, dass man in der Wissenschaft heute davon ausgeht, dass eine gestörte Inhibition die wesentliche neurobiologische Ursache der ADHS darstellt. Wie oben dargelegt, handelt es sich bei der Hemmung oder Filterung der auf das Gehirn eintreffenden vielfältigen Reize und Signale um einen aktiven Vorgang des menschlichen Gehirns.
Allan J. Zametkin fand bereits 1990 heraus, dass bei Erwachsenen mit einer ADHS im linksseitigen Frontallappen eine auffällige Reduktion des Zuckerumsatzes vorliegt, was bedeutet, dass die Gehirnregion, welche für die Inhibition zuständig ist, hinsichtlich ihrer Energieversorgung unterversorgt ist. Glukose bzw. Zucker ist für das Funktionieren des Gehirns ebenso wichtig, wie der Wind für ein Segelschiff. Man geht heute davon aus, dass der ADHS eine komplexe Dysregulation von Neurotransmittern (Botenstoffe im Nervensystem) im limbischen System und im Frontallappen zu Grunde liegt und dass in der Folge auch die Reizverarbeitung gestört ist.


Freitag, 14. Dezember 2012

Leben vor Diagnose 00 - 40 Jahre # Teil 2

"Ich bin erschüttert, dass bei mir erst anfangs 40 die Diagnose gestellt  
  wurde...................... deutet das etwa auf Vernachlässigung hin ???"



00 - 05
Im Kindergarten hatte ich immer nur mit grossen Holz-Bauklötzen gespielt und um mich herum aufgebaut. Und wehe, jemand anderes war schneller bei meinen geliebten Klötzen. Jähzorn machte sich sofort breit, und ich manipulierte mein Gegenüber so lange, bis ich mein Holz hatte. Andere Kinder interessierten mich kaum oder selten.

Riesen Theater machte ich auch beim Anziehen von Kleidern. Wehe, etwas hat gekratzt oder nicht so gerochen wie ich es gerne gehabt hätte. 

Ich würde behaupten, ich war ein schwieriges, jähzorniges und unbeliebtes Kind in meinen ersten 5 Lebensjahren.


06 - 10
Mit sieben Jahren wurde ich als Sportler entdeckt. Nach einem Jahr musste ich schon 4 x pro Woche ins Training, dann 6 x. Es hiess, ich sei ein Riesen-Talent (Inselbegabung???)
und müsse unbedingt gefördert werden.

Mit dem Beginn dieser Sportart begann meine Verknechtung durch meinen Trainer. Er war ein gnadenloser Peitscher ohne Rücksicht auf menschliche Schwächen. Er instrumentalisierte mich für seinen persönlichen Erfolg. Ich hasste ihn und die Sportart.

In meinem neunten Lebensjahr setzte sich eine Zwangsstörung in mir fest. Immer, wenn ich mein Kinderzimmer verliess und mit dem Bus ins Training ging, musste ich rund 30 Mal nochmals hineinschauen, ob alles i.O. sei. Wenn ich das nicht tat, sagte eine Macht in mir, es würde etwas Unvorhergesehenes und Böses geschehen.

Extrem jähzornig wurde ich jeweils, wenn jemand mich ungerecht behandelte oder jemand etwas in meinen Kinderzimmer verstellte oder zerkratzte. Mir fehlte einfach die Ausdrucksweise, ein Problem verbal anzugehen. Auch attestierte mir immer wieder, dass ich ein Tyrann resp. Diktator sei, der immer seine Dinge durchziehen wollte.

Ich würde wiederum sagen, ich war ein schwieriges Kind von 6 - 10 Jahren.


11 - 15
Im vorpubertären und im pubertären Alter wollte ich immer Schriftsteller, Turnlehrer werden oder die Kunstgewerbeschule besuchen. Lieblingsmusik: Nina Hagen und Iron Maiden.

Es war auch die Zeit (13 Jahre), in der ich das erste Mal merkte, dass ich extrem vergesslich bin im direkten Vergleich zu meinen Mitschülern.

In der Sekundarschule von 13 - 15 wurde ich von Mitschülern gemobbt, ich denke aus Neid oder weil ich halt etwas seltsam war. Einmal packten sie mich und parkierten mich auf einem rostigen Eisenzaun. Eine zerrissene Hose und ein grosses klaffendes Loch im Gesäss waren die Folge. Ein anderes Mal hielten sie mich an den Beinen kopfvoran aus dem 3. Stock des Schulhauses. Heute würde man sagen: Körperverletzung und Psycho-Terror. Ich meine nur:  The Avengers!

Aber vielleicht ist das ja üblich in diesem Alter und hat direkt oder indirekt gar nichts mit ADD zu tun....................................

Schlimm wurde es nach dem Uebertritt in die Kantonsschule. Ich hinkte von Anfang an hinterher, war nicht in der Lage, mitzuhalten, weil ich grad alles wieder vergass oder zu weit dachte. Auch die Doppelbelastung als Semi-Profi-Sportler leistete ihren Beitrag zum Versagen. Zudem merkte ich auch da, dass etwas nicht stimmte: Einfache, serielle gekettete Turnelemente zu wiederholen, bereitete mir grösste Mühe.

Ich konnte einfach nicht hinsitzen und lernen. Auch verstand ich kaum, um was es in den meisten Fächer ging und für was das gut sein sollte. Sinnlosigkeit des Lebens und des Tuns. Auch jähzornig konnte ich immer noch werden, wenn jemand einen Kratzer in meine Sachen machte oder die Dinge in meiner Zimmer nur ein wenig verstellte. Nichtangepasste Wortwahl.





16 - 20
Verbaler Aufstand im Sport gegen Trainer. In der Schule konnte ich kaum einen vorgegebenen einfachen Satz verbal wiederholen. Verlassen des Gymnasiums wegen Ueberforderung. Bei der akad. Berufsberatung wurde ich als Genie im kreativen und als Null im mathematischen Bereich bezeichnet. Beginn einer kaufm. Lehre. Mit 18 Ausschluss aus dem Nationalkader wegen Uebergewicht und Beendigung des Spitzensports und der Verknechtung durch den Trainer von heute auf morgen.

Aber: Auch im KV litt ich sehr unter den Anforderungen und verstand den Sinn der ganzen Sinnlosigkeit nicht. Hinsitzen und lernen war weiterhin nicht möglich. Innerer Boykott und Ablenkung gegen Hausaufgaben mit Schlafen und Basteln. Trotzdem bestand ich die Abschlussprüfungen, aber die rasche Ueberforderung in der Leistungsgesellschaft bestand weiterhin und verstärkte sich. Und der nächste Lebens-Schock stand schon bereit: Militärdienst. Ein Horror-Trip für mich und meinen Hygiene-Tick und meine übertriebene Angepasstheit und mein Leiden. Ein Offizier plagte mich, weil ich anscheinend immer Grimassen machte und die Augen seltsam ins Weisse verdrehte. Es treibt mir beim Schreiben dieser Zeilen noch heute den Schweiss ins Gesicht.

Auch begann die Jagd mit dem ersten Geld nach materiellen Dingen als Ersatz für die menschliche Ablehnung. In den ersten 20 Jahren meines Lebens hatte ich nie menschliche Unterstützung durch meine Erzeuger oder deren Umfeld.

Als extrem störend empfand und empfinde ich die vergrösserte Wahrnehmen, zBsp.: Eine Beule am Auto heisst für mich eine Beule an mir. Also, diese Beule muss sofort zum Verschwinden gebracht werden. Es muss wieder Perfektion hergestellt werden. So geht es mit Kratzern an Dingen, mit unästhetischen Gegebenheiten etc. Intoleranz ggü. invaliden Subjektiven und Objektiven.


21 - 25
Beginn eines Nine-to-Five-job auf einer Bank. Unglücklich ab dem ersten Arbeitstag. Vergesslichkeit gross, Neues lernen bereitet grosse Schwierig- und Unsicherheiten. Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle. Ich stellte auch fest, dass ich mit einem zerbeulten Auto nicht unterwegs sein konnte. Eine Beule im Auto ist eine Beule im Kopf. Heute weiss, dass das mit der erweiterten Wahrnehmung zu tun hat. Fremdschämen etc. sind ähnliche unschöne Dinge, die einen behindern, ein ungezwungendes Leben zu führen. Auch werde ich immer wieder auf meine die Lautstärke und Monotonie meiner Stimme aufmerksam gemacht.
Oftmals laufen Gespräche zu 90 % gut und immer am Schluss mache ich alles mit einem unpassenden Spruch Futsch. Frust.


26 - 30
Weitere Jobs im kaufm. Bereich resp. Finanzwesen. Abrufen von Wissen und Gedanken extrem schwierig. Verdrehen von Tatsachen an der Tagesordnung. Angst vor Fehlern. Streben nach Kontrolle und Perfektion. Ich erkenne auch, dass ich Strampelbeine habe. Erste Erkenntnisse: Das etwas nicht stimmt, stelle ich beim Schlagzeugüben fest. Warum mache ich keine Fortschritte? Ich müsste viel weiter sein. Warum kann ich einen Rhythmus nur 10 Sekunden halten? Warum vergesse ich sofort, was ich vor 10 Sekunden gespielt habe? Was ist da los mit meiner Motorik? Warum werde ich nicht schneller? Warum fange ich immer wieder bei Null an? Warum fällt mir es immer so schwer, mich zu überwinden, obwohl Schlagzeug das Liebste ist, was ich habe?



31 - 35
Und wieder Anstellungen im verhassten Rechnungswesen. Leiden unter Vergesslichkeit und Unsicherheit und Scham. Streben nach Perfektion. Immer wieder werde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich zuviele Ratschläge erteile, ja mein Gedankengut den Leuten aufzwinge. Aber ich meine es doch nur gut, weil ich die Zukunft und Trends sehe.......... ach ich fühle mich unverstanden. Suchtverhalten nach Alkohol verstärkt sich.



36 - 40
Erschöpfungsdepression, Scheidung und Kündigung der Stelle. Verlust der Wohnung. Finanzieller sowie sozialer Abstieg. Gleichgültigkeit, Isolation.

Wohnortwechsel, unglückliche Temporär-Arbeit im kaufm. Bereich. Nihilismus.




Mittwoch, 12. Dezember 2012

Suchtverhalten # Teil 5



ER:
Bei der kleinsten Veränderung meines gewohnten Lebens, stelle ich den massiven Drang nach sofortiger Bestrafung/Belohnung oder Stressabbau durch Völlerei, Alkohol-Konsum, Ritzen, Internet und Shopping fest, der umgehend gestillt werden muss.

Dies kann sein, wenn sich berufliche oder private Termine wie unüberwindbare Mauern vor mir auftun oder ich mehr arbeiten muss oder ich zu viele negative Infos aufgenommen habe oder ganz im Allgemeinen, wenn etwas nicht wie geplant funktioniert (unflexibel). Das Schlimme daran ist, dass klitzekleine Veränderungen die Macht haben, unverhältnismässige Hektik, Stress und Ueberreaktion hervorzurufen.

Völlerei, Trend zu Alkohol-Konsum und Ritzen zum Betäuben der vielen Gedanken-Flashes und zur körperlichen Beruhigung sind ernstzunehmende Themen.

Besonders Alkohol (Menge nicht wichtig) verstärkt meine Depression. Im Hinterkopf hab ich auch immer SSS (Sucht, Schwedische Gardienen, Suizid).

News: Wenn böse Gedanken aufkommen, beisse ich in eine Chili-Schote.



SIE:
Ich sehe das und fühle mich oft ziemlich hilflos. Wie finde ich die richtige Balance zwischen "ermahnen" und "machen lassen"? Ich bin und will nicht des Partners Therapeutin sein. Eine Bemerkung in Richtung "meinst Du nicht, das reicht jetzt?" wird als massive Kritik empfunden. Trotzdem fühle ich mich verpflichtet, meinen Partner vor "Schlimmerem" zu bewahren, da ich ja ums Resultat weiss (siehe oben).





Sonntag, 9. Dezember 2012

Medikamente # Teil 7



"Mit Rita und Lin im Concert A!"








































Zurzeit auf 75 - 150 mg Efexor und 150 mg Wellbutrin (Stand Mitte 2015).
Kein Concerta. 




Sonntag, 2. Dezember 2012

Tipps / Tricks / Links # Teil 12




Nichts hören, nichts sehen, nichts schmecken, nichts riechen, nichts sagen, nichts lesen, nichts denken, nicht impulsiv handeln, alles aufschreiben, Ordnung schaffen.....

Unten ein paar mögliche Hilfsmittel, um sich von der Flut von Geräuschen, Bildern und Gerüchen und impulsiven Handlungen fernzuhalten.






     
























Hilfreich kann auch sein, wenn man etwas zu tun hat: Sich dafür Zeit nehmen, etwas nur einmal in die Hand nehmen, sich hinsetzen, sich hinknien, sich einrichten (anbinden mit Kette oder Handschelle :) und nicht husch-husch etwas im Stehen oder Vorbeigehen machen. Ein Klebeband für den Mund gegen das Vielquatschen sollte man immer mit sich tragen. Auch sollte man zuhause Fenster abdunkeln, damit nur wenig Bewegung und Licht von aussen einen ablenken können.

Mir hätte sicher auch geholfen, wenn ich einen Coach gehabt hätte, der meine Kurzgedanken (Sinnlosigkeit/Ende) versucht hätte in die Verlängerung zu führen. Also mir früh eingetrichtert hätte, dass es auch noch einen Morgen evtl. so etwas wie eine Zukunft gibt. Etappenweises Denken wie es ein Marathonläufer oder eine Häuslebauer tut. Ein Belohnungssystem aufzubauen, dass auf Ausdauer und Planung basiert. Ich rede hier das Sekundendenken auf Minuten- und Stundendenken zu erhöhen, also maximal 12 - 24 Std.-Gedanken zu entwickeln. Durch diese Verzögerung würde sich die Belohnung erhöhen.

Allerwichtigster Tipp: Nie outen, nie sagen, dass man ADS und Depressionen hat. Keiner will das hören, alle kriegen Angst und flüchten oder interpretieren das falsch.
Sag es nie, auch wenn Experten dazu raten. Nie, nie, nie!!!



Konzentration gleich Kontrolle

  
Bester Film über Wahn-Traumwelten und Kontrollverlust

 Widerstand gegen die Verlockung: Kühlschrank leer

Widerstand gegen Sucht: Weinregal leer

Idealer Ferienort für ADSler, da kaum Ablenkung: Pjöngjang

Genügend Rückzugsmöglichkeiten aus der anstrengenden Welt, Freiraum zum Denken und Basteln, dies sind ganz wichtige Dinge für den ADSler.



Beste TV-Serie (über ADS und HS)


Sherlock als ADSler und Joan Watson als ADS-Coach



Links zum Thema:

http://www.migrosmagazin.ch/menschen/interview/artikel/walter-mischel-marshmallow-test

http://www.migrosmagazin.ch/leben/familie/artikel/wenn-rituale-an-grenzen-stossen

http://www.migrosmagazin.ch/leben/gesund-und-schoen/artikel/erwachsen-und-noch-immer-zappelig

http://www.migrosmagazin.ch/leben/gesund-und-schoen/artikel/mein-leben-mit-ritalin